Lapidar kurz der Titel der Arbeiten: Wood. Doch was verbinden wir nicht alles mit dem Wort Holz, ganze Bedeutungsfelder breiten sich in der Vorstellung aus. Vor allem nimmt das Wissen Raum, dass Holz etwas ist, das nach eigenen Gesetzen entsteht und lebt. Jedenfalls das Bild einer Materialität, die sich nicht in glatten Umrissen und geraden Schnitten darbietet „wie man es sich von der konstruktiven Kunst wünscht“. So Peter Staechelin bei der Einführung zu der 23. Ausstellung „Aspekte Konstruktiver Kunst“ im Freiburger E-Werk, die diesmal dem Bildhauer Johannes Bierling eingerichtet worden ist, der im E-Werk auch sein Atelier hat. Und doch passen die Arbeiten In diese Reihe. Zumindest für den Moment, solange sich die Form nicht selber auflöst, denn Holz arbeitet ja bekanntlich. Wir sehen in Augenhöhe eine gleichmäßige Reihung von zwölf Wandobjekten. Grundform ist jeweils ein Zylinder von 16,5 Zentimetern Durchmesser, den Bierling aus Ahorn-, beziehungsweise Nussbaumholz gesägt hat wie das Idealbild eines immer gleich dicken Stammes. Mit 21 Zentimetern Höhe entspringt er allerdings nicht dem Boden, sondern der Wand und ragt an zwölf Stellen in den Raum hinein, dem Betrachter entgegen. Die uns zugewandte Schauseite der Objekte ist die plane Kreisform des Querschnitts. Hier ist Holz in Einschnitten weggenommen und geometrische Umrisse großen Variantenreichtums bleiben stehen.
Die Hohlformen bohren sich von der Front in die Tiefe des Zylinders, der, seitlich betrachtet, ebenfalls von Nuten und Schächten aufgebrochen ist. Je nach Art des Eingriffs entstehen skulpturale Körper unterschiedlichster und eigenwilligster Präsenz. Wie die Schauseiten sich zu grafisch-geometrischen Stempelzeichen verkürzen, so animierte auch der stereometrische Körper Bierling dazu, von der Mantelform den Abdruck zu nehmen und in Linolschnitten farbig umzusetzen. Widerborstig sträuben sich die Fasern unter der Lasur. Wie so oft bei der konkreten Kunst überrascht das Ergebnis. Die bildhauerischen Eingriffe nach mathematischen Relationen, nach Punkt- und Achsensymmetrien Vorteil nehmen, heißt, das sichtbare Eigenleben des Werkstoffs, heißt Struktur, Maserung und Jahresringe gegen den Strich bürsten. Widerborstig sträuben sich die Fasern selbst unter der Lasur von Leuchtorange und Silber. Der Reiz dieser jüngsten Werkphase Bierlings liegt in diesem spürbaren Kräftemessen zwischen künstlerischem Willen und Natur. Gezähmtes Holz, das mitunter in kraftvoller Dynamik entlang der Drehsymmetrie nach Außen drängt, zeigt eine skulpturale Wirkung. Sieger bei dieser Form von „Der Widerspenstigen Zähmung“ wird allerdings ein Ende doch das Holz bleiben, das schon hier und da das geometrisch/stereometrische Prinzip sprengt, aufplatzt und letztlich unberechenbar bleibt.